Vanlife in Bosnien und Herzegowina

Wenn man es ganz genau nimmt, war ich 2021 das erste Mal in Bosnien und Herzegowina. Nämlich als ich die kroatische Adria Küste entlanggefahren bin, die zwischen Makarska und Dubrovnik von 25 km Bosnien unterbrochen wird. Das zählt aber natürlich nicht und deshalb habe ich es erst zwei Jahre später so richtig in das Land geschafft, das irgendwie immer dazwischen lag und das letzte auf meiner Balkan Liste war. Vanlife in Bosnien hat mir viel Spaß gemacht. Das Land ist schöner als ich mir vorgestellt hatte und hat mich, trotz viel Regen, total begeistert. Ich werde auf jeden Fall irgendwann dorthin zurückkehren. In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen rund ums Reisen im Van in Bosnien und Herzegowina mit Dir teilen, sowie viele wertvolle Reise und Camping Tipps. Das Wichtigste zuerst …

Einreise in Bosnien

Ich bin von Serbien aus nordöstlicher Richtung in Bosnien eingereist. Dort gibt es zwei Grenzstellen nicht weit voneinander entfernt. In Serbien wurde mir geraten die südliche Grenzstelle, bei Badovinci, zu nehmen, da diese schneller sein sollte. Das kann ich leider nicht bestätigen. Erst mal mussten wir uns auf der Gegenfahrbahn an der kilometerlangen LKW-Schlange vorbei schlängeln, dann sehr lange warten und dann wurden wir natürlich aufwendig und auf’s genauste durchsucht. Nach 3 Jahren Vanlife im Balkan und vielen Grenzübertritten kann ich Dir nur raten, für serbische Grenzen immer ein bisschen mehr Zeit einzuplanen. Nach der Durchsuchung der serbischen Grenzbeamt:innen ging es auf der bosnischen Seite dafür schnell weiter.

Zur Einreise in Bosnien und Herzegowina brauchst Du Deinen Reisepass oder Personalausweis. Meine Versicherungskarte wurde hier nicht überprüft, ich habe sie aber trotzdem immer griffbereit. Nach Einreise hast Du ein Visum von 90 Tagen innerhalb von 6 Monaten.

Bei der Recherche für diesen Beitrag wollte ich meine Erfahrungen noch einmal gegenchecken und habe beim Auswärtigen Amt gesehen, dass man wohl auch einen Mindestbetrag von 150 BAM (ca. 75€) dabeihaben und sich nach Einreise im Land registrieren muss. Bei einem normalen Urlaubsaufenthalt in Hotel oder Hostel wirst Du dort registriert. Da das im Van nicht der Fall ist, soll man sich auf dem nächsten Polizeirevier melden, dies kostet eine Gebühr von 10 BAM (ca. 5€). Ähnliche Vorschriften gelten auch für andere Länder. Diese Informationen waren mir neu. Ich kann nur sagen, dass ich in all der Zeit nie nach meinem Kontostand oder einem Vermögensnachweis gefragt wurde und mich auch nie irgendwo registriert habe, oder daraufhin überprüft wurde. Ich möchte Dich aber natürlich keineswegs ermutigen genauso unvorbereitet und blauäugig durch die Welt zu reisen, wie ich.

Nach dem Grenzübertritt bin ich zuerst nach Bijeljina gefahren, da das die nächste größere Stadt in der Gegend ist, um Internet zu besorgen. Von da aus bin ich direkt zum Modrac Lake bei Tuzla gefahren, wo ich meine erste Nacht in Bosnien und Herzegowina verbracht habe.

  • Einreise mit Reisepass oder Personalausweis
  • Versicherungskarte bereit halten
  • Eu-Bürger:innen haben ein Visum für 3 Monate
Otto im Wald, im Hintergrund Sonnenuntergang
Ein See, Berge im Hintergrund im Sonnenuntergang, Otto klein unten rechts
Sonnenuntergang am See

Internet in Bosnien

Nirgendwo sonst wo ich war, war das Internet-Angebot so schlecht wie in Bosnien. Ich hatte vor der Einreise den Tipp bekommen, dass es Sim-Karten in Bosnien wohl hauptsächlich bei Tankstellen geben soll. Das wollte ich also bei meinem ersten Stopp in Bijeljina, einer Stadt mit über 100.000 Einwohner:innen, ausprobieren. Zuerst war ich in einem Einkaufszentrum, normalerweise eine gute Anlaufstelle für Sim-Karten. Habe mir an der Informationstafel eine Übersicht verschafft und mehrere Menschen gefragt, ohne Ergebnis. Niemand konnte mir sagen, wo ich eine Sim-Karte bekommen kann. Ich habe es also doch in der Tankstelle nebenan probiert und hier wurde ich tatsächlich fündig. Es gab 2GB für 6KM, also ca. 3€. (Leider weiß ich nicht mehr, wie die Karte heißt und kann es auch nicht herausfinden, aber da es nur die eine gab, ist das vermutlich nicht so wichtig) Da ich ungefähr einen Verbrauch von 1GB pro Tag habe, war dieses Angebot nicht sehr attraktiv für mich. Ich verabschiedete mich und fragte noch in drei weiteren Tankstellen nach. Alle hatten dieselbe Karte, mit maximal 2GB … Ich gab mich also fürs erste geschlagen und nahm gleich drei dieser Karten, also insgesamt 6GB.

Auch wenn ich immer äußerst sparsam mit meinem Datenvolumen umgehe und mit vielen Tricks versuche immer das Maximum herauszuholen, war Bosnien in dieser Hinsicht nochmal eine Herausforderung. Ich bin Ende der Woche eingereist, hatte also das Wochenende, an dem ich weniger Daten verbrauche, vor mir, und wusste, dass ich mich nur ungefähr zwei Wochen im Land aufhalten werden. Ich hatte mir in einer Trafik, ein Kiosk an der Straße, noch einmal zwei Karten geholt und hatte am Ende sogar eine übrig. Ein Aufenthalt in einer Wohnung in Sarajevo mit Wifi, zwei Wochenenden und sparsame Benutzung haben dazu geführt, dass ich in 13 Tagen in Bosnien keine 8 GB Datenvolumen verbraucht habe.

Wäre ich länger im Land geblieben, hätte ich mich sicher ausführlicher über Datenangebote informiert. Das größte Unternehmen, BH Telekom, bietet immer wieder Touristen Pakete mit okayen Konditionen an. Für mich hat sich aber die Mühe einen Shop zu finden, habe das Gefühl, es gibt nicht viele davon, nicht gelohnt und es hat auch so gut funktioniert. Allgemein kann ich euch nur raten, vorher im Internet nach Angeboten zu recherchieren, da finden man eigentlich immer heraus, welche Anbieter es gibt und mittlerweile bieten viele auch extra Pakete für Tourist:innen an, die sehr attraktiv sind.

  • Sim-Karten an der Tankstelle oder der Trafik, ~3€ für 2GB
  • BH Telekom ist größter Anbieter
  • Schaue und frage immer nach Touristenangeboten
  • Recherchiere im Voraus im Internet nach günstigen Paketen

Geld in Bosnien

In Bosnien, wie auch allen anderen Balkanstaaten, lohnt es sich, sich zu Beginn mit Bargeld auszustatten, da dieses dort immer noch das Zahlungsmittel Nummer 1 ist. In kleinen Shops, an der Straße, bei der Post und vor allem auf dem Markt, kann nur mit Bargeld bezahlt werden. Also erst mal zum Geldautomaten.

Mein Tipp: benutze nicht die blau-gelben Automaten, an denen groß ATM oder Euronet steht. Diese Automaten stehen auf der ganzen Welt, ich habe keine Ahnung, wer sie betreibt, aber einer davon hat mal meine Kreditkarten Informationen kopiert, also lieber nie wieder.

Ich achte immer darauf, einen Geldautomaten einer lokalen oder internationalen Bank zu verwenden, gerade in Städten sind diese leicht zu finden. Außerdem lohnt es sich immer mehrere Banken auszuprobieren, um die eine ohne Gebühren, oder den niedrigsten Gebühren zu finden. Bei der Privredna Banka, die im ganzen Land gut vertreten ist, konnte ich mit meiner Visa Karte ohne Gebühren Geld abheben. Bei allen anderen Banken, die ich probiert habe, betrugen die Gebühren immer 10 KM, also ca. 5 €, was ich sehr viel finde.

In Bosnien wird übrigens mit Mark bezahlt. Nicht mit deutscher Mark, sondern mit der Konvertiblen Mark. Diese entstand aber tatsächlich durch die deutschen Mark und war an ihr Verhältnis 1:1 gekoppelt. Das Verhältnis der Konvertiblen Mark zum Euro ist heute immer noch das Gleiche, wie das der deutschen Mark zum Euro, also 1 € = 1,95 KM und das sehr stabil.

  • In Bosnien und Herzegowina wird mit der konvertiblen Mark bezahlt
  • 1€ = 1,95 KM
  • Bei der Privredna Banka konnte ich mit einer Visa ohne Gebühren Geld abheben
  • Normale Gebühren sonst 10 KM ~ 5€
  • Sicheres Geldabheben immer bei lokalen oder internationalen Banken
Eine Tasse Tee und der aufgeschlagene Kindle auf einem Tisch
Eine Eiswaffel hochgehalten im Vordergrund mit einer roten und einer hellen Kugel Eis
Eine rosa Plastiktüte mit Eiern und Bärlauch hochgehalten, im Hintergrund Natur

Einkaufen in Bosnien

Da ich nur zwei Wochen in Bosnien verbracht habe, war ich gar nicht richtig einkaufen. Tatsächlich haben alle meine Vorräte aus Serbien gereicht. Dank dem vielen schlechten Wetter konnte ich sowieso nicht so viel Kochen. Meine Erfahrungen beruhen also hauptsächlich aus Beobachtungen und aus dem einen Einkaufsversuch, kurz bevor ich das Land verlassen habe.

Die größten Supermarktketten sind Bingo, Konzum und Crvena Jabuka. Ich würde sie ungefähr nach Netto, Lidl und Rewe einordnen. Konzum ist der weitverbreitetste Supermarkt im Land und es gibt ihn in kleinen Dorf Varianten und als große Zentren. Er ist gut sortiert und hat normale Preise. Von Bingo hatte ich mehr erwartet, bekam aber eher ein Netto-Gefühl, mit sehr kleiner Gemüseauswahl und Cornflakes Großpackungen. Vegane Produkte habe ich leider in keinem der beiden gefunden. Den Crvena Jabuka (dt.: Roter Apfel) habe ich immer nur als großen schicken Supermarkt gesehen. Meiner jetzigen Recherche nach gibt es eine große Obst- und Gemüseauswahl, ein Back- und Frischetheke und definitiv Rewe Vibes.

  • Konzum ist günstig und meistens vertreten
  • Obst und Gemüse am besten immer auf Märkten einkaufen für Frische und gute Preise
  • Es gibt auch `Spar´, für ein paar deutsche Luxus-Produkte

Tanken in Bosnien

Tanken in Bosnien Herzegowina ist, wie überall im Balkan, sehr entspannt, da man erst mal sitzen bleiben kann. Bei der Ankunft an der Zapfsäule einfach die Klappe öffnen, dann kommt meist schon jemand, der das Tanken für Dich übernimmt. In Bosnien kann man an der Tankstelle mit Karte bezahlen, was ich sehr angenehm finde, da ich so einen guten Überblick über meine Fahrtkosten habe.

Zu meiner Reisezeit (April 2023) war der Diesel mit durchschnittlich 1,12€ verhältnismäßig günstig.

Wildcampen

Wie in den meisten Ländern Europas ist das Wildcampen auch in Bosnien und Herzegowina nicht erlaubt, aber geduldet. Wenn Du in weniger touristischen Gebieten bist, nicht in einem Nationalpark, Schutzgebiet, oder auf Privatgelände, wirst Du vermutlich keine Probleme bekommen.

Im Unterschied zu den meisten anderen Ländern riskierst Du in Bosnien beim Wildcampen aber manchmal mehr als nur eine Geldbuße. Es sollen sich nach den vergangenen Kriegen noch mehrere 10.000 Landminen überall im Land befinden. Überall liest man Warnungen, dass man sich nicht von markierten Wegen entfernen soll. Vielleicht ein zusätzlicher Adrenalinkick beim Wandern, aber schlafen möchte ich doch lieber nicht neben einer.

Ich hatte in meiner kurzen Zeit im Land weder Probleme mit Behörden, Privatleuten noch Minen, was das Wildcampen angeht, und möchte Dich nur noch einmal an die ungeschriebene Campingregel `Hinterlasst den Platz sauberer, als ihr ihn gefunden habt´ erinnern.

  • Wildcampen nicht erlaubt, aber geduldet
  • Nicht in Nationalparks, Schutzgebieten und auf Privatgrundstück
  • Auf Warnschilder wegen Mienengefahr achten
  • Nicht zu weit von Wegen abfahren
  • Plätze sauber halten und auf Natur achten
  • Ich habe mich in Bosnien beim Freistehen sicher gefühlt
Otto von etwas weiter weg auf einem Kiesplatz vor einem Fluss und viele Bäume im Hintergrund
Ottos Seitentür frontal, ich Sitze darin mit einer Tasse Tee und schaue zur Seite
Otto von hinten auf einer Wiese und dichter Nebel

Fakten und Daten

Um Dich noch ein bisschen neugieriger zu machen, oder Dich gut auf Deine Reise nach Bosnien und Herzegowina vorzubereiten, habe ich hier noch ein paar interessante, spannende und lustige Fakten über den Balkanstaat zusammengefasst. Einige Daten, wie zum Beispiel die Bevölkerungsdichte, finde ich immer spannend, wenn ich ein neues Land bereise. Andere kuriose und witzige Fakten habe ich selbst festgestellt, oder auf meiner Reise aufgeschnappt und möchte sie hier gerne mit Dir teilen.

  1. Bosnien und Herzegowina ist etwa gleich groß wie Kroatien, oder halb so groß, wie Österreich und hat ca. 3,2 Millionen Einwohner:innen.
  2. Nach dem Bosnienkrieg 1995 teilte sich das Land in zwei Entitäten auf, die Förderration von Bosnien und Herzegowina und der Republika Srpska, die ein eigenes politisches System hat
  3. Die Pyramiden von Visoko sollen die größten Pyramiden der Welt sein, was wissenschaftlich überwiegend angezweifelt wird
  4. In der Hauptstadt findet man überall die sogenannten `Sarajevo-Rosen´. Sie markieren Orte, an denen im Bosnienkrieg Granaten einschlugen. Sie sollen daran erinnern, dass an diesen Orten Menschen gestorben sind
  5. Kaffeekultur ist im Balkan fest verankert. Bosnien belegt sogar Platz 10 der Weltrangliste des höchsten pro Kopf Konsums

Ich hoffe, dieser Vanlife Guide hilft Dir bei der Reiseplanung für Bosnien und Herzegowina. Falls Du noch mehr Informationen zu einem Thema möchtest, oder Dir ein wichtiger Punkt fehlt, lass es mich gerne in den Kommentaren wissen, oder schreib mir auf Instagram. Mit einem Klick auf die Bilder kannst Du Dir diese direkt bei Pinterest speichern. Und falls Du den Balkan Vibe noch ein bisschen mehr spüren möchtest, kommst Du hier direkt zu meiner Spotify Balkan Playlist.

Viel Spaß und gute Fahrt! 🙂

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