Gedanken nach 3 Monaten Nepal
“Maybe I need to go back to the mountains”
Die haben mich schon einmal geheilt, vielleicht helfen sie mir auch diesmal.
Das dachte ich, als ich im Sommer relativ spontan entschied nach Nepal zu fliegen. Nicht direkt aus eigenem Antrieb, sondern weil ich wusste, dass viele Freund:innen da sein und wir einen Teil der Zeit zusammen verbringen würden. Dass ich so lange bleiben würde, war nicht geplant und was es mit mir machen würde, konnte ich nicht ahnen. Dies sind nun meine Gedanken nach drei Monaten Nepal.
Ich hatte gar nicht wirklich eigene Pläne gemacht und kam sehr unvorbereitet im Land an. Vorher hatte ich mich natürlich schon ein wenig auf das Land und die Begebenheiten vorbereitet. Davon erzähle ich Dir hier. Ich flog nicht um Nepals Willen nach Nepal, sondern weil ich eine Veränderung brauchte. Eine große. Nach dem ich im Frühjahr gemerkt hatte, dass mich das Vanlife nicht mehr erfüllt, dass ich nur noch so vor mich hinlebte, musste sich etwas ändern.
So entschied ich aus Otto auszuziehen und nach Asien zu reisen. Nepal wählte ich, weil ich wusste, dass ich nicht allein sein würde, denn davor hatte ich große Angst. Dass ich nicht mal alleine fliegen musste, sondern ein Freund mitkam, machte es noch leichter.
Erster Monat
Kathmandu hat mich die ersten Tage komplett überfordert! Ich war sehr froh, dass ich nicht allein war, sondern jemanden hatte, der Gespräche und Entscheidungen für mich übernommen hat.
Die Stadt war so unglaublich laut und voll und hektisch und bunt. Einfach eine komplett andere Welt und ich hatte sehr mit der Reizüberflutung zu kämpfen.
Den ersten Monat ging es mir mental sehr schlecht. Ich hab mich in dieser neuen Welt einfach nicht zurecht gefunden. Hab mich sehr zurück gezogen und war an manchen Tagen nicht mal in der Lage, das Zimmer zu verlassen.
Was ich lernen durfte: wenn der Körper reist, braucht die Seele immer ein bisschen länger, bis sie an einem neuen Ort ankommt
Zweiter Monat
Den ganzen zweiten Monat habe ich mit Freund:innen in den Bergen verbracht. Im Zelt und der Hängematte geschlafen, Essen auf dem Feuer zubereitet und viel Musik gemacht. Gute Gespräche geführt, stundenlang am Feuer gesessen und viel über mich und die Welt gelernt.
Was ich hier lernen durfte: über Dinge zu sprechen hilft wirklich. Es macht einen großen Unterschied, wenn man Dinge laut ausspricht, als sie nur im Kopf zu wälzen, oder sogar aufzuschreiben.
Als ich aus den Bergen zurück kam, ging es mir besser. Ich weiß nicht genau wann, oder wie es passiert ist, aber ich hatte endlich wieder mehr Kraft. Nicht physisch, sondern mental.
Dritter Monat
Im letzten Monat war dann noch einmal für ein paar Tage als Touristin in den Bergen. Ein wunderschönes Erlebnis.
Die Ruhe, die vielen beeindruckenden Sonnenauf- und untergänge, moosiger Jungleduft, Gespräche und die dünne Luft auf über 4000 Höhenmetern haben mir unglaublich gut getan.
Die letzten Wochen konnte ich beobachten, wie ich viel sicherer und selbstverständlicher ich durch diese Welt lief, weil sie mir mittlerweile so viel vertrauter war. In zwei Monaten habe ich gelernt, wie das Land und die Menschen funktionieren und fühlte mich weniger fremd.
Ich durfte lernen und sehen, dass ich gar nicht so allein und verloren bin, wie ich mich anfangs gefühlt habe. Vor allem nicht so hilflos und abhängig von anderen, wie ich dachte. Ich habe ein großes Stück Selbstvertrauen wieder gefunden, dass ich hoffentlich nicht so schnell wieder verliere.
Am Ende war es also gut, dass ich dem unbestimmten Gefühl von `ich muss aus meiner Konfortzone raus´ gefolgt bin und mein Leben einmal aufgewirbelt habe. Ich konnte aus den ersten drei Monaten meiner Asienreise viel mitnehmen und bin gespannt, was auf dieser Reise noch auf mich wartet.
Diese Gedanken wollte ich mit Dir teilen, weil ich oft das Feedback von außen bekomme, dass ich so mutig bin und mein Leben ein Traum. Um das also einmal ganz deutlich zu sagen – ich war maximal verängstigt und verloren, bevor ich los gegangen bin. Ich habe täglich gedacht, dass ich das alles nicht schaffe und wollte mindestens dreimal am Tag zurückfliegen und mich in meinem Kinderzimmer verstecken. Die Moral der Geschichte ist also mal wieder eine Sammlung von Kalendersprüchen, über die wir uns alle lustig machen und die einfach trotzdem wahr sind. Hier eine Auswahl, die zu meiner Situation passen:
Mut ist wenn man’s trotzdem macht.
Am Ende wird alles gut.
Echte Selbstfindung beginnt dort, wo die Komfortzone endet .
Lass uns öfter ans uns glauben, okay? 🙂