Vor zwei Jahren brach ich auf zu einer Reise nach Albanien und als ich endlich ankam, war alles anders als gedacht. Albanien war nur Plan F, ich kam von Osten aus Griechenland, hatte keine Route, nur ein paar vergessene Fähnchen in meiner Online-Karte. Ich kam viel zu früh im Jahr und das Wetter im März zwang mich früher wieder zu gehen, als ich gewollt hätte. So konnte ich leider nicht alle Fähnchen auf meiner Karte besuchen und bekam nur einen kurzen Eindruck. Aber diesen möchte ich gerne mit Dir teilen, samt Reiseroute und HIghlights in Albanien, in der Hoffnung, dass meine Erlebnisse Dich vielleicht zu einer Reise nach Albanien inspirieren, sowie ich damals von den Texten und Bildern vieler anderer inspiriert wurde.
Das Routenvideo habe ich mit der App Travelboost erstellt.
Benje Thermalquellen und Lengarica Canyon
Thermalquellen ziehen Reisende, besonders die ohne Dusche wie mich, magisch an. Die Fahrt von der Küste ins bergige Hinterland Albaniens ist eine dieser Strecken, die ich auch ohne Ziel, einfach um des Fahrens Willen fahren würde, so schön war sie. Sie führt entlang des strahlend blauen Vjosa Fluss und bietet traumhafte Aussichten auf verschiedene Bergmassive, die plötzlich hinter Kurven auftauchen.
Die Thermalquellen selbst sind ein beliebtes Ausflugsziel von Einheimischen, ebenso wie Reisenden und der große Platz auf der anderen Flussseite bietet sich perfekt für Camper an. Im Februar war das Stehen dort umsonst, in der Hauptsaison kostet es einen kleinen Betrag. Außerdem soll die Anlage wohl in diesem Jahr (2023) ausgebaut und umgestaltet werden.
Wenn man auf den großes Picknickplatz fährt, sticht einem direkt die geschwungene historische Steinbrücke Kadiut auf. Um die Brücke herum befinden sich mehrere Pools, allen voran das große Becken auf der rechten Flussseite. Das Thermalwasser soll Heilkräfte besitzen und je nach mineralischer Zusammensetzung des jeweiligen Pools ein anderes Leiden lindern, zum Beispiel Rheuma, Magenbeschwerden oder Hautprobleme. Das Wasser in den Becken hat zwischen 22°C und 28°C, ist also keine `heiße Quelle´.
Neben dem Badespaß lohnt sich auch eine Wanderung oder Radtour den Canyon hinauf. Eine Schotterstraße und kleine Pfade führen oberhalb der Schlucht entlang und führen zu einer Gabelung der Schlucht. Diese kann man von einem Plateau aus in alle Richtungen bestaunen und tief in den Canyon hinunterschauen. Wir waren an diesem Tag, mit Pausen und Kind ca. 5 Stunden unterwegs.
Am Tag danach sind wir nicht oberhalb der Schlucht, sondern direkt im Wasser gewandert. Hosen hochgekrempelt und barfuß ging es das teils steinige teils sandige Flussbett entlang. Wir mussten den Fluss mehrfach durchqueren und wechselten dabei zwischen lauwarmen angenehmen Thermalwasser und eiskaltem stechenden Flusswasser. Falls Du Dich barfuß dafür nicht trittsicher genug fühlst, kannst Du auch Schuhe benutzen, die nass werden können und Dir den nötigen Halt geben. Das Rauschen des Flusses, die steilen Felswände neben mir und die Freude, wenn man eine neue warme Stelle entdeckt hatte, haben diese Wanderung für mich ganz besonders gemacht, weshalb ich Dir nur empfehlen kann, dieses Abenteuer auch zu wagen.
Geheimtipp: Wenn Du bis um die zweite Kurve in den Canyon hineinläufst, findest Du viele weitere kleine warme Becken, sowie ein größeres, direkt unter einem Felsvorsprung und mit einem kleinen Wasserfall. Hier badet es sich im blauen Wasser ganz ungestört und auf den warmen Steinen in der Flussmitte lässt es sich gut von der Sonne trocknen.
Gjirokastra
Ich wollte gerne nach Gjirokastra, weil es auf allen Tourismusseiten angepriesen wurde. Und tatsächlich, schon bei der Fahrt den Berg hinauf, als ich plötzlich einen Blick auf das Dorf bekam wusste ich, das war eine gute Entscheidung. Eine steile Straße führt den Berg, vom neuen Teil der Stadt zum alten Zentrum von Gjirokastra, hinauf. Vom Parkplatz direkt am Straßenrand konnte ich hinunter auf das Dorf schauen, dass seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Weiße Häuschen mit dünnen Steinplatten gedeckten Dächern und die Burg auf der Spitze des Hügels. Diesen Steinhäusern verdankt Gjirokastra sein typisches Aussehen, sowie seinen Beinamen `Stadt der Steine´. Ein weiterer Beiname der Stadt ist `Stadt der tausend Stufen´, der wohl daher rührt, dass die verschiedenen Viertel der am Berg gelegenen Stadt mit Treppen verbunden wurden. Ich muss sagen, das mit den Steinen verstehe ich, aber Stufen habe ich nicht viele gesehen.
Die Straßen der Altstadt sind sehr schön. Breite gepflasterte Straßen gesäumt von Restaurants, kleinen Shops und Ständen mit einer großen Auslage an landestypischen Souvenirs. Viele Läden haben im Februar noch geschlossen und es sind nur wenige Menschen unterwegs. Es ist ein kleines feines Städtchen, dem man ansieht, dass es für den Tourismus herausgeputzt wurde. Ein Spaziergang zur Burg lohnt, für eine weitere Aussicht auf die Stadt von oben, den Besuch des Inneren spare ich mir.
Der Hunger treibt mich und meine Mitreisenden in ein kleines Restaurant direkt an der großen Bazarstraße, das typische albanische Küche anpreist. Wir bestellen verschiedene Meze (Vorspeisen), wie Sarma, in Weinblätter gewickelter gewürzter Reis, gegrillte Paprikaschoten, frittierten Käse und die Spezialität der Region – Qifqi. Die gebratenen gewürzten Reisbällchen, die mit Ei zusammengehalten werden, gelten als Besonderheit der Stadt. Der Besitzer des Ladens freut sich sichtlich über unser Interesse an seinem Land und unsere paar Wörter albanisch. Er spricht sogar ein bisschen deutsch und verabschiedet uns überschwänglich, während seine Frau den Herd für die nächsten Gäste einheizt.
Llogara Pass
Ich liebe Bergstraßen! Und ich hatte mir den Llogara Pass in meiner Karte markiert und fand mich dann doch plötzlich überraschend dort wieder. Von der Küste geht es bergauf, von wo man eine tolle Aussicht über den Küstenabschnitt hat. Plötzlich wurden wir von dichtem Nebel verschluckt, was mir die Aussicht nahm. Bis hinter einer Kurve, kreisrund und leuchtend, die Sonne im Nebel auftauchte und überall Funken tanzen ließ. Ein magischer Moment, bevor die Straße in engen Serpentinen weiter ging. Der Nebel lichtete sich und gab noch einmal den Blick frei auf die umliegenden Berge und Täler, bevor die Straße in den Wald führte. Am Straßenrand sind immer wieder Stellen, an denen Du halten kannst, um die Aussicht zu genießen. Gegen Ende der Serpentinenstraße gibt es Wasserquellen neben der Straße, aus denen frisches Bergwasser fließt. Falls Deine Wassertanks leer sind, ist hier ein guter Ort, um sie aufzufüllen. Als wir wieder einige Höhenmeter tiefer waren und die Straße gerade wurde, wäre ich am liebsten noch mal umgedreht und den Pass direkt noch einmal gefahren.
Der Pass liegt im ceraunischen Gebirge auf 1027 m.ü.A. zwischen Maja e Cikes und Maja e Gjipalit auf der SH8 zwischen Himare und Vlore und ist Teil des Logara Nationalparks.
Bovilla Lake
Der Bovilla See befindet sich nordöstlich von Tirana und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Menschen aus der Stadt. Er ist ein Stausee am Fluss Terkuze, der sich im Bovilla Reservat befindet und von Bergen umgeben ist. Ich wollte gerne ein ruhiges Wochenende dort verbringen und hatte nicht viele Alternativen. Unterwegs musste ich mich aber mehrfach fragen, ob ich den See wirklich sehen will.
Und das kann ich Dir auch raten, Du solltest Dir wirklich sicher sein, dass Du dorthin möchtest. Denn die Anfahrt zum See besteht am letzten Stück aus einer ca. 10 km Schotterpiste mit großen Schlaglöchern und regem LKW-Verkehr, da im Reservat groß gebaut wird. Schwarz auf weiß klingt das nicht so wild, in der Realität war ich kurz vorm Verzweifeln. Nach der Schotterstraße geht es ein steiles enges Stück direkt an der Baustelle vorbei und dann die letzten Meter auf einer kaputten asphaltierten Straße. Ich war wirklich erleichtert, als ich an der Staumauer ankam und den See sah. Ich fuhr auf den kleinen Parkplatz direkt rechts nach der Staumauer, mit einer engen Einfahrt und einem Zaun.
Leider fiel mein ruhiges Wochenende am See buchstäblich ins Wasser – es regnete fast ununterbrochen. Deshalb war es mir auch nicht möglich die kurze Wanderung auf die Bergspitze über dem See zu machen, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Wenn man der Straße nach der Staumauer weiter folgt, schlängelt sie sich in Serpentinen den Berg hinauf. Hier befinden sich einige natürliche Terrassen am Berg, die viele gemütliche flache Stellplätze für Vans bieten. Am Ende dieser Straße gibt es ein Restaurant, von wo die kurze Wanderung startet. Diese führt über Treppenstufen und enge Wege am Fels entlang und endet in einer Plattform aus Stahl, die über den Berg hinausragt und eine tolle Aussicht über den See bietet. So zumindest die Theorie, denn ich war, dank dem Regen, nicht auf der Plattform. Die tolle Aussicht, die Ruhe und die Terrassen laden definitiv zum Campen ein und obwohl ich den Großteil des Wochenendes Drinnen verbracht habe, gefiel mir der Ort sehr. Die Rückfahrt hätte ich trotzdem lieber geskippt.
Was Du sonst noch über Albanien wissen solltest
Albanisch Crashkurs
Ich finde, ein paar Worte der Landessprache zu kennen gehört zum Erleben des Reiselandes dazu. Allen Worten voran steht hier natürlich `Danke´, dass oft das einzige Wort ist, dass ich kenne, aber auch das Wichtigste ist. Da ich nicht viel Zeit in Albanien verbracht habe und auch nicht viel Kontakt mit Einheimischen hatte, blieb es hier bei diesem einen Wort. Für Dich habe ich trotzdem einen kleinen Spickzettel mit den wichtigsten Worten zusammengestellt, die ich normalerweise in einem fremden Land lerne. Ich habe immer wieder erlebt, wie freundlich und froh Menschen darauf reagieren, wenn man versucht ihre Sprache zu sprechen. Oft kann nur ein genuscheltes falsch ausgesprochenes Danke in der Landessprache eine Situation komplett verändern. Hier also der Albanisch Crashkurs für Dich:
- Danke – Falemenderit
- Hallo – Tungjatjeta
- Es tut mir leid – Më vjen keq
- Ja – Po
- Nein – Jo
- Aufwiedersehen – Mirupafshim
Kopfbewegungen
In Albanien wurde mir mal wieder bewusst, wie oft ich unbewusst meinen Kopf schüttele oder nicke, während ich Dinge verneine oder bejahe. Ganz automatisch bekräftige ich meine Aussage in einem fremden Land zusätzlich mit dem Kopf, wenn ich die Worte für Ja und Nein nicht kenne. Das führte ich Albanien leider öfter zu Verwechslungen, hier wird nämlich zur Verneinung genickt und wenn man Ja sagen möchte, schüttelt man den Kopf. Obwohl mir dieser Fakt von Anfang bewusst war, hat es nur selten geklappt diese automatischen Bewegungen zu unterdrücken, oder gar zu vertauschen. Das führte öfter zu Schwierigkeiten, besonders in der Bäckerei. Hier wirst Du eigentlich immer gefragt, ob Du Dein Brot geschnitten haben möchtest, was ich nie wollte. Nach anfänglicher Verwirrung konnte ich das Schneiden oft nur mit einem lauten Aufschrei aufhalten, der wohl unmissverständlich war.
Noch größer wurde die Verwirrung, als ich bemerkte, dass die Einheimischen wohl um die vertauschen Kopfbewegungen in der Welt wissen und mir entgegenkommen wollten. Als ich also nach einer Weile versuchte mit dem Kopf zu nicken, um die Dame hinter dem Tresen vom Schneiden meines Brotes abzuhalten, übersetzte sie die Kopfbewegung und schnitt mein Brot trotzdem. Ich kann Dir an dieser Stelle also nur raten, die Worte für Nein und Ja zu lernen und zu benutzen. Da bleibt kein Interpretationsspielraum.
Ampeln
Es gibt keine Ampeln in Albanien. Wir waren schon etwa drei Wochen im Land, bevor wir unsere erste Ampel sahen. Allgemein wird mit Verkehrsschildern jeder Art eher gespart. Es gibt sie natürlich trotzdem, vor allem in größeren Städten, wo sie auch meistens eingeschaltet sind. Aber es waren wirklich so auffällig wenige, dass es uns auffiel. Falls Du Dich jetzt fragst, wie Straßenverkehr ohne Verkehrsschilder und Ampeln funktioniert, kann ich nur sagen, es fasziniert mich auch immer wieder. Fahren in anderen Ländern ist wirklich ein aufregendes Abenteuer für sich. Mehr Informationen zum Straßenverkehr in Albanien findest Du hier. Es erfordert ein bisschen Eingewöhnung, aber wenn Du achtsam bleibst und Dich dem Verkehrsfluss anpasst, ist es gar kein Problem.
Ich hoffe, ich konnte Dich ein bisschen inspirieren und Dir einen Eindruck geben, was Albanien alles zu bieten hat. Ich möchte unbedingt wieder einmal dorthin, vor allem um mir den Norden des Landes anzuschauen. Viele weitere Eindrücke und Infos zu Reiseroute und Highlights in Albanien findest Du auf meinem Instagram Profil, schau gerne vorbei. Falls Du Dir diesen Beitrag speichern möchtest, kannst Du die Bilder auf Pinterest pinnen. Und falls Du Dir noch unsicher bist, ob Vanlife eine gute Idee ist, dann sind hier drei gute Gründe um JETZT damit zu starten.
Viel Spaß beim weiterlesen 🙂
Very beautiful photos we enjoy following you on Instagram
Albania was really worth the wait 🙂 And thanks Bernie, I’m working on the English Version just for you 🙂